transit room

Stilistische Vielfalt, künstlerisches Profil | Kontrastreiche Konzerte am 22. Schaffhauser Jazzfestival 


Seit langem hat sich der Begriff des Jazz aus seiner definitorischen Enge gelöst, so dass man heute in seinem Namen vieles tun und lassen kann. Das diesjährige Jazzfestival Schaffhausen machte sich diese Offenheit im Programm zunutze. Bunt und kontrastreich kam es daher, doch ohne auf Profil zu verzichten. 
Jazz ist ein weites Feld. Die Gegenwart präsentiert keine neuen, verbindlichen Stile mehr. Und mag es auch noch alte Traditionen geben, so haben Musiker auf der Suche nach einem Quentchen Innovation und Kreativität ihre Regeln und Gebote so oft gebrochen und verletzt, dass man sich fast Sorgen macht um sie. Gewonnen wurde dafür diese wunderbare Offenheit. Jazz: Was man unterdessen nicht alles tun und lassen kann in seinem Namen!

Keine Verbote Im internationalen Sextett Transit Room aus Berlin jedenfalls, das der Schweizer Kontrabassist Andreas Waelti am Freitagabend im Schaffhauser Kulturzentrum Kammgarn vorstellte, schöpft man aus dem Vollen. Nomen est Omen: Die Musiker – an Saxofon, Posaune, Gitarre, Vibrafon, Schlagzeug, Bass – sind gewissermassen noch unterwegs, ihre Musik ist also weder in einer Form erstarrt noch formvollendet. Alles soll möglich sein und nichts verboten. So zappen die Musiker wie einst Zappa und Zorn zwischen musikalischen Methoden. Passagen freier Improvisation werden von fixen Motiven durchschnitten, Patterns werden zu polyrhythmischen Experimenten geschichtet, vereinzelt durch Solokadenzen abgewechselt und bei Gelegenheit schwillt die Musik zu einer Noise-Wolke an, die mit schmutzigen Funk-Einwürfen durchsetzt wird. (Ueli Bernays - Neue Zürcher Zeitung, 23.5.2011)