transit room

Transit Room im Frankfurter Palmengarten


In den blauen Turnschuhen, von der gleißenden Abendsonne beleuchtet, wirkt Andreas Waelti wie der coole Sportreferendar, den man in der Mittelstufe für seine Dandyhaftigkeit bewundert hat. Die Mannschaft seiner Band Transit Room besteht aus Clemens Salesny und Samuel Blaser an Altsaxophon und posaune,Waeltis Kontrabass wird von Gitarrist Samuel Halscheidt und Schlagzeuger Tobias Backhaus unterstützt. "Salat für die Gehörschnecken" war von der Jazzinitiative Frankfurt angekündigt worden.

Der gereizte Puls zu Beginn des Konzerts im Frankfurter Palmengarten will auch erst verdaut werden, wird von freier Improvisation abgelöst, zersetzt Rhythmus und Tonalität, um dann in ein sphärisches Wabern von Bass und Gitarre überzugehen, aus dem Salesnys Saxophon herausragt. Es wird nicht die letzte Suite an diesem Abend sein, in der das Quintett eine Klanglandschaft nach der anderen souverän durchschreitet, bevor es wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrt.

Die Band wird zur Bande

Die fünf hervorragenden Instrumentalisten agieren als Ensemble im besten Wortsinn, individuelle Klasse zeigt sich gerade im Verzicht auf plumpes EgoGehabe. Waelti weiß, dass das auch für das Verhältnis von Künstler und Publikum gilt, und lässt sich deshalb charmante Ansagen vor jedem Stück nicht nehmen. Halscheidt meistert problemlos die undankbare Aufgabe, der Posaune nicht in die Quere zu kommen und legt unaufdringlich das harmonische Fundament. Mit untrüglichem Gespür für sein Instrument setzt Waelti den Bogen sparsam und genau richtig ein und wischt auch mal mit bloßen Händen über den Korpus.

Das schönbergunverdächtige "Zwölfton" beginnt mit einem glänzenden Schlagzeugsolo, bei dem auch Glöckchen und Schellenkranz zum Einsatz kommen, und steigert sich zu einem halsbrecherischen Bebop. Großen musikalischen Witz beweist ein Stück, das die Zuhörer mit gedämpfter Posaune einlullt und dann mit dröhnenden Ausreißern überrascht. Die Band wird zur Bande, Backhaus kann sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen, bevor er, wie von der Tarantel gestochen, sein Schlagzeug malträtiert. Waelti freut sich diebisch, als Halscheidt die E-Gitarre kreischen lässt. Dass bei dieser polyrhythmischen Verschwörung auf höchstem Niveau musiziert wird, fällt ob der guten Unterhaltung kaum auf.

Wäre beim Finale aus der JazzrockKiste das silberne Kronleuchter-Ersatzprodukt von der Bühnendecke gestürzt, Waelti hätte es wohl mit einem grinsenden "The games must go on" kommentiert und lässig die Scherben weggekickt. Demnächst wollen Transit Room ihre nächste Platte aufnehmen. Danach können sie ruhig wieder dem Frankfurter Publikum den Feierabend um die Ohren hauen. (Felix Wittstock - FAZ, 06.08.2012)